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Carmenere

Carménère, manchmal auch Grande Vidure genannt, ist eine Rotweinsorte. Sie stammt ursprünglich aus Frankreich (Bordeaux), wo sie bis zur Reblauskatastrophe Mitte des 19. Jahrhunderts sehr häufig angebaut wurde. Bis heute ist sie eine der sechs Rebsorten, die für Rotweine im Bordeaux verwendet werden dürfen (die anderen Sorten sind Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Malbec und Petit Verdot). Vor dem Reblausbefall war Carménère ein sehr häufiger Verschnittpartner in (Bordeaux)-Weinen.

Nach dem Reblausbefall verschwand sie dort jedoch fast vollständig, weil die französischen Winzer bei der Neuanlage ihrer Weingärten anderen Sorten den Vorzug gaben. Die Sorte ist bei feuchtkalter Witterung zur Blüte sehr empfindlich und verrieselt gerne. Daher liefert die Sorte in schwierigen Jahrgängen geringe Erträge. Außerdem braucht sie zur Reife etwa drei Wochen länger als beispielsweise Merlot, mit der die Traube häufig verwechselt wird.

Herkunft

Carménère ist eine natürliche Kreuzung von Gros Cabernet und Cabernet Franc. Andere Quellen nennen auch die Rebsorte Moural als ein Elternteil.

Sortenmerkmale

  • Die Triebspitze ist offen. Sie ist mittelstark wollig behaart, von weißer Farbe jedoch mit roséfarbenen Punkten versehen. Die grünlichen Jungblätter sind spinnwebig behaart mit leicht bronzefarbenem Anflug.
  • Die großen Blätter sind fünflappig und stark gebuchtet (siehe auch den Artikel Blattform). Die Stielbucht ist lyren-förmig, mehr oder weniger geschlossen. Das Blatt ist gezähnt. Die Zähne sind im Vergleich der Rebsorten mittelgroß. Die Blattoberfläche ist kaum blasig, und glänzend. Im Herbst verfärbt sich das Laub leicht rötlich.
  • Die meist konus- bis walzenförmige Traube ist klein und lockerbeerig. Die rundlichen Beeren sind mittelgroß und von blauschwarzer Farbe.
  • Das Wachstum ist kräftig.

Reife: Die Trauben reifen physiologisch ca. zwei Wochen später als die der Gutedel.

Ertrag

Liefert durch die Verrieselung der Blüte meist geringe Erträge.

Weine

Aus der Carménère-Traube wird ein tanninarmer, dunkler, süffiger, nach Schokolade-, Tabak- und Lederaromen schmeckender Rotwein mit einem angenehmen Beerenaroma gekeltert. Der Ausbau von Carménère erfolgt hauptsächlich reinsortig. Durch Lagerung in französischen und auch amerikanischen Eichenholzfässern lassen sich interessante und komplexe Weine erzielen. Es war lange Zeit umstritten, ob die Carménèrerebe eher mit Merlot oder mit Cabernet Sauvignon verwandt ist. Vom Merlot unterscheidet sich die Sorte durch einen späteren Reifezeitpunkt und ihre rötlich gefärbten Blätter. Ihr Geschmack ist gehaltvoller als der des Merlot. Carménère gilt nach Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc als die dritt-„schwerste“ der bekannten und populären französischen Rotweinsorten. Ihr folgen abgestuft die roten Rebsorten Malbec, Syrah, Merlot und Pinot Noir.

Verbreitung in Chile

Carménère wird seit 1850 in Chile angebaut. In dem Andenstaat spielt die Empfindlichkeit der Rebe gegen die kühle europäische Witterung keine Rolle. Das Thermometer fällt in Sommernächten nur selten unter die 10 °C-Marke. Da Carménère- und Merlotrebstöcke sich äußerlich stark ähneln, wurden aus Frankreich importierte Reben in Chile meist in „Mischbeständen“ gepflanzt. Weil die Rebsorte in Frankreich durch die Reblausplage nahezu vollständig verschwand, geriet der Name Carménère Anfang des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit. Man hielt die chilenischen Reben fortan wegen ihrer Ähnlichkeit für eine Variante des Merlot. Niemand konnte jedoch den deutlichen Geschmacksunterschied zwischen Merlotweinen aus Chile und denen anderer Länder erklären.

Diesen Irrtum konnte der französische Ampelograph (Rebenkundler) Jean-Michel Boursiquot 1994 durch DNA-Analyse endgültig beseitigen. Den ersten reinen Carménèrewein produzierte das chilenische Weingut „Carmen“ erst im Jahre 1996.

Die chilenischen Winzer erkannten die Chance, eine Rebsorte praktisch exklusiv anbieten zu können, und vergrößerten die Anbaufläche der Carménère. Im unteren Preissegment finden sich viele Mischweine, in der die Carménèrerebe gemeinsam mit Merlot, Cabernet Sauvignon oder Cabernet Franc abgestimmt wird. Allein die chilenische Großkellerei Concha y Toro besitzt mittlerweile einen Carménère-Bestand von über 100 Hektar. Die reinsortig ausgebauten Weine reifen dabei drei bis vier Jahre in Barriques aus französischer und amerikanischer Eiche.

Da Chile aufgrund seiner geographischen Bedingungen von der Reblausplage verschont blieb, wandelte sich das Weinland zum Exporteur der alten Bordeaux-Rebsorte Carménère. Sie werden heute von vielen weinproduzierenden Ländern, einschließlich Frankreich, reimportiert. Mit Carménère sind heute mehr als 7.180 ha Rebfläche in Chile bestockt, vorwiegend in den Subregionen Rapel und Maule im Valle Central.

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