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Spanien
Eines der variabelsten Weinländer auf dem Globus
Vielfalt wird in Spanien jeden Tag gelebt und groß geschrieben
Die vielen verschiedenen Geografien begünstigen die sensationell vielfältige Weinwelt Spaniens. Die intensive Sonneneinstrahlung, viele verschiedene Klima-Regionen mit Einflüssen von der kühlen Atlantik und warmen Mittelmeer, unterschiedlichste Arten von Böden und weit über 250 verschiedene Rebsorten.
Spanien gehört zu den drei Ländern Europas mit den meisten Gebirgen, die nicht nur die Landschaft sondern auch das Mikroklima in den jeweiligen Regionen bestimmt. Abgerundet wird das wahnsins Angebot neben den Weinregionen auf der iberischen Halbinsel von den Balearen und den Kanaren, die ihr ganz besonderes eigenes Mikroklima haben.
Zu der Weltspitze gehört Spanien auch kulinarisch. Die vielfälltigkeit, das flair und die Qualität sprechen für sich. Neben den berühmten Spezialitäten wie der roten Chorizo Wurst, Serrano Schinken, Jamon iberico oder Manchego Käse gibt es die vielfältigen Tapas, die meist als Begleiter der Weine serviert werden, in den heimischen Küchen ebenso wie in Bars und Restaurants. Sehr beliebt sind Pimientos de Padrón, kleine grüne Paprikaschoten, die mit Salz und Olivenöl im Ofen gebacken werden – Cava harmoniert ausgezeichnet dazu, Datteln im Speckmantel, Hackfleischbällchen in Tomatensauce, Aioli, Tortillas und Garnelen in Knoblauchöl.
Eine besondere Spezialität der Tapas sind die baskischen Pinchos. Pintxos, wie sie in der baskischen Sprache heißen, bedeutet „Spieße“. Die einzelnen Elemente der Pinchos werden auf kleinen Holzstäbe gespießt. Häufig bilden Tortilla oder geröstetes Weißbrotscheiben die Grundlage, hinzu kommt mariniertes Fleisch, Fisch, Käse, Schinken oder Gemüse.
Die Qualitätsstufen der Spanischen Weine
Wie oben erwähnt durchziehen drei verschiedene Klimazonen die iberische Halbinsel. Der Norden mit relativ kühlen Temperaturen, das heiße Tafelland (Meseta) und die Küstenregion, die ebenfalls recht trocken ist. Gerade im Landesinneren herrschen häufig hohe Temperaturen und eine große Trockenheit.
Spanien hat schon immer eine große Rollt in der globalen Weinwelt gespielt. Es ist das flächenmäßig größte Weinbauland und liegt bei der Produktionsmenge auf Platz drei, hinter Italien und Frankreich. Zum Prestige Spaniens trägt nicht nur das Terroir und das Können der Winzer bei.
Einen maßgeblichen Anteil haben auch die lokalen und internationalen Rebsorten, die sich über die Zeit perfekt an die Bedingungen angepasst haben. Die wohl Bekanntesten für spanische Rotweine sind Garnacha, Tempranillo, Monastrell und Bobal sowie Airen, Verdejo und Viura für spanische Weißweine.
Die Weingenießer können anhand klarer Angaben auf den Etiketten die Wein-Qualitätsstufen und die Herkunft der Weine sofort erkennen. Es gibt sechs Kategorien: auf der ersten Stufe der Pyramide ist der Vino la Mesa: er entspricht dem Tafelwein; der Vino de la Tierra: er kommt dem Landwein gleich; darauf folgt die neueste Ursprungsbezeichnung: Indication Geografica Vinedos de Espana. Hier dürfen die Weine aus mehr als einer Weinregion stammen. Der Vino de Calidad con Indication Geografica (VCIG) ist die Vorstufe der D.O.; die traditionelle Herkunftsbezeichnung Denominacion de Origen (D.O.) kennzeichnet in Spanien hergestellte Weine und die oberste Qualitätsstufe Denominacion de Origen Calificada (D.O.Ca.) stellt klare Anforderungen an die zu beachtenden Produktionsregeln. Aktuell trägt nur die Region Rioja und das Priorat diesen Status.
Das ABC der spanischen Weinbezeichnungen
Das bedeutet Joven – Crianza – Reserva – Gran Reserva – Vinode Pago?
Spanische Weine werden nicht nur nach der Herkunftsbezeichnet kategorisiert, es gibt auch Weinbezeichnungen die sich auf die Dauerund Art der Lagerung beziehen. Spanischer Joven (ca. 40% der Gesamtproduktion) ist ein Jungwein – egal ob weiß, rosé oder rot – der nicht im Fass reift, nachwenigen Monaten auf den Markt kommt und innerhalb eines Jahres konsumiertwerden sollte.
Beim Crianza gibt es Unterschiede zwischen Weiß-, Rosé und Rotweinen. Rotweine müssen mindestens zwei Jahre reifen, davon mindestens 12Monate im Fass und die weitere Zeit in der Flasche. Rosé- und Weißweinen reifensechs Monate im Fass.
Die nächst höhere Stufe stellt der Reserva (ca. 15% derGesamtproduktion) da. Auch hier gibt es unterschiedliche Regelungen fürWeiß-und Rotweine. Letztere müssen mindestens drei Jahre reifen, davonzumindest 12 Monate im Fass und die weitere Zeit in der Flasche. Weißweinenmüssen mindestens zwei Jahre reifen, davon mindestens 6 Monaten im Fass.Roséweine werden nicht als Reserva ausgebaut.
Gran Reserva (ca. 3% der Gesamtproduktion) werden Rotweinebezeichnet die mindestens fünf Jahre ausgebaut werden müssen, davon mindestenszwei Jahre im Fass und drei Jahre in der Flasche. Weißweine reifen mindestenssechs Monate im Fass und 42 Monate in der Flasche.
Die höchste aller Weinbezeichnungen ist Vino de Pago (ca.1-2% der Gesamtproduktion) und bezeichnet Weine, die aus bestimmten, meistberühmten Einzellagen stammen.
Rioja ist die spanische Spitzen-Appellation
Die DOCA Rioja ist die wohl bekannteste spanischeWeinbauregion und die erste, die den Status DOCA tragen durfte. Das war im Jahr 1991. Doch auf Qualitätskontrolle wurde in Rioja schon viel früher Wert gelegt, im Jahre 1787 wurde die Real Sociedad Económica de Cosecheros de Rioja (der königlicheWirtschaftsverband der Rioja-Erzeuger) gegründet um Weinbau, Weinproduktion und-handel zu fördern.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden erste französische Sortenin der Rioja angebaut. Bordelaiser Winzer siedelten sich in Rioja an, dasweniger stark von der Reblausplage betroffen war, und bauten ihre typischen Bordeaux-Rebsorten an. Um die Jahrhundertwende jedoch besann man sich wiederauf die Tradition, per königlichem Erlass wurde Tempranillo zur Hauptrebsorteder Region erklärt. Sie durfte lediglich mit den autochthonen Rebsorten Garnacha oder Graciano verschnitten werden.
1953 wurde der Kontrollrat der Herkunftsbezeichnung Rioja(Consejo Regulador de la Denominación de Origen Rioja) gegründet, damit waren die Grundlagen für eine moderne und wirkungsvolle Qualitäts- und Herkunftskontrolle geschaffen.
Bezüglich der verwendeten Rebsorten gibt es klare Regeln.Für die Produktion von Rotwein sind Tempranillo, Garnacha Tinta (Grenache), Mazuelo (Carignan), Graciano und Maturana Tinta zugelassen. Für dieWeißweinproduktion dürfen Viura (Macabeo), Malvasia Riojana, Garnacha Blanca, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Maturana Blanca, Tempranillo Blanco und Turruntés verwendet werden.
Ikonen in Spanien
Wenn ein Name mit spanischem Wein in Verbindung gebracht wird, dann ist es der Name Miguel Torres. Bis ins 17. Jahrhundert zurück reicht die Tradition der Winzerdynastie. Das erste Weingut wurde 1870 gegründet in der heutigen D.O. Penedès – nicht weit von Barcelona entfernt. Über Generationen hinweg wurde das Winzerwissen weitergegeben.
Heute ist Miguel A. Torres, Urenkel des Namensgebers, der Präsident des Familienunternehmens und verantwortlich für die zahlreichen Standorte in den USA, Chile und Spanien. Der Export stand schon seit jeher im Fokus des Unternehmens: in über 150 Ländern werden die Weine der Familia Torres, wie das Unternehmen inzwischen firmiert, verkauft.
Eine weitere Ikone des spanischen Weinbaus ist Vega Sicilia.In der heutigen DO Ribera del Duero kaufte Don Eloy Lacanda y Chaves im Jahre1864 Land, das er mit Rebstöcken aus Bordeaux bestockte und somit das Weingut gründete. 1915 übernahm die Familie Herrero das Gut und füllte die ersten Flaschenweine ab. Darunter der heute noch legendäre Vega Sicilia Único, übersetzt: der Einzigartige.
Die Trauben für den Wein werden heute wie damals früh gelesen, die Maischestandzeit ist kurz, der Fassausbau dafür umso länger –mindestens 10 Jahre. Neben dem Unico produziert das Weingut, heute im Besitzder Familie Alvárez Díaz, noch einen Zweitwein: den Valbuena 5° Año, der – wie der Name erahnen lässt – 5 Jahre im Fass reift.
Seit 165 Jahren steht das Haus Marqués de Murrieta für exquisite Weine aus der Rioja. 1852 gegründet, erzielte es seine ersten großen Erfolge in den 1870er Jahren. Der Gründer Luciano Murrieta brachte die in Bordeaux erlernten Weintechniken nach Spanien. Seit 1983 ist dieseAusnahme-Bodega im Besitz der Grafen von Creixell, heute namentlich Vicente Cebrián-Saparriga, der die Weine in Kooperation mit der Önologin Maria Vargas nochmal auf ein neues Qualitätslevel gehoben hat. dabei ist es der Familie gelungen, das Gleichgewicht zwischen Tradition und Moderne zu bewahren.
Spanien ist mehr als nur Rioja
Die Vielfalt spanischer Regionen, Rebsorten und Weintypenist riesig. Neben dem Rioja-Gebiet spielen auch Ribera del Duero, Navarra,Valencia, La Mancha und das Priorat eine bedeutende Rolle.
Ribera del Duero – längst kein Geheimtipp mehr
Seit sie 1982 den DO-Status erlangte, ging es steil aufwärts. Damals gab es gerade einmal neun Kellereien, heute sind es über 300. Die Hauptrebsorte, damals wie heute, ist Tempranillo.
Seit dem EU Beitritt Spaniens bereichern viele junge Winzer die Region mit ihrem Know-how. Noch heute sind es eher kleine und mittelständischen Bodegas und keine großen Genossenschaften, die die Weinproduktion der Region bestimmen. Seit jeher spielt in der Ribera del Duero der Einsatz von Holzfässern eine große Rolle.
Navarra ist einer der Top Weine Adressen aus Spaniens Norden
Die DO Navarra grenzt im Nordosten an die DOCA Rioja. Aufgrund der klimatischen Bedingungen werden die Trauben hier früh geerntet und bringen leichte, frische Weine hervor. Eine der berühmtesten Ortschaften hier ist das Städtchen Puente de la Reina am Jakobspilgerweg.
Valencia mit Ihren fruchtigen Böden und fruchtbetonte Weine
In der Region Valencia liegen drei D.O. Gebiete: Die D.O. Valencia in der Mitte, die D.O. Utiel-Requena im Norden und die D.O.Alicante im Süden. Valencia ist das zweitgrößte Weinbaugebiet Spaniens. Benannt nach der gleichnamigen Stadt und Region, ist ValenciaI eines der fruchtbarsten und abwechslungsreichsten Gebiete Spaniens. Im Norden und Süden von Gebirgen begrenzt, prägen das hügelige Hinterland der Stadt Valencia im Westen und die Küstenebene im Osten die Landschaft. Die meistverbreiteten Rebsorten sind Monastrell, Tempranillo, Garnacha, Bobal, Cabernet Sauvignon und Merlot, sowie Merseguera, Chardonnay und Sauvignon Blanc.
La Mancha ist die größte Weinbauregion Spaniens
Kastilien-La Mancha ist mit Abstand die größte und ertragreichste Weinregion Spaniens. Durch das perfekt geeignete Terroir bietet die Region ideale Bedingungen für den Weinbau. Früher war die Region bekannt für die Massenproduktion billiger Weine, heute setzen die Winzer auf Qualitätstatt Quantität und die Rebflächen, Keller und Bodegas wurden den neuen Herausforderungen angepasst.
Die am häufigsten angebaute Rebsorte ist Airén. Die Weißweinsorte bedeckt rund 75 % der Rebfläche. Zu den zugelassenen roten Rebsorten gehören Tempranillo, Garnacha, Moravia, Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah, Petit Verdot, Monastrell, Bobal, Graciano, Malbec, Pinot Noir und Mencía. Traditionell werden die Weine als Cuvée ausgebaut, erst in den letzten Jahren geht der Trend hin zu reinsortigen Weinen.
Qualität vor Quantität
Neben der DOCA Rioja ist die DOCA Priorat die zweite spanische Weinregion, die den Titel „Denominación de Origen Calificada“ tragen darf. Besonders die Rotweine machten das Priorat international bekannt –insgesamt 90 Prozent der Rebfläche ist mit roten Rebsorten bestockt.
Die wichtigsten sind Garnacha Tinta, Garnacha Peluda,Cariñena, Merlot, Syrah, Pinot Noir und Tempranillo, die im Priorat auch als„Ull de Lebre“ genannt wird. Die Rotweine bestechen mit ihrer tiefroten Farbe,Aromen von Kirschen und dunklen Beeren sowie mit für Schieferböden typischenMineralik. Eine Besonderheit der Weine aus dem Priorat ist der recht hohe Alkoholgehalt von 13 bis 15 Volumenprozent.
Die Wein-Geschichte Spaniens
Schon 3.000 v.Chr. wurden auf der iberischen Halbinsel Weinreben angebaut. Doch erst um 200 v. Chr. florierte der Handel richtig: Über das Mittelmeer wurden die spanischen Weine exportiert. Diese Blütezeit fand mitdem Untergang des Römischen Reiches ein jähes Ende und der Weinbau in Spanien kam zum Stillstand, nachdem die Germanen und die Barbaren in Spanien wüteten.
Mit der Eroberung Spaniens durch die Araber im 8. Jahrhundert war der Weinbau aus religiösen Gründen offiziell verboten. Allerdings waren die Eroberer milde gestimmt und gestatteten den einheimischen Christen den Weinbauin Klöstern sowie den Anbau von Trauben für Verzehr und Saftproduktion.
Mit der Rückeroberung Spaniens durch die Christen im 15.Jahrhundert erlebte der iberische Weinbau eine zweite Renaissance. Der Weinhandel mit England florierte und somit auch der spanische Weinbau. Ende des 19. Jahrhunderts dann vernichteten Mehltau und Reblaus die meisten Reben.
Nur die Rioja bliebt anfangs verschont, sie wurde von der Reblaus erst heimgesucht, als die meisten Rebstöcke veredelt und resistent waren. Sämtliche Weinbauregionen Europas waren betroffen, was dazu führte, dass viele französische Winzer samt ihrem Wissen und ihrer Barriques nach Spanien auswanderten. Die beiden Weltkriege und der spanische Bürgerkrieg führten dann erneut zum Fall des spanischen Weinbaus.
In den 50er Jahren wurden in Spanien vermehrt große Winzergenossenschaften gegründet, die sich vor allem auf die Produktion von einfachen Tafelweinen und den Export von Fassweinen konzentrieren. Diese Massenproduktion führt zum Qualitätsverfall und zum erneuten Abstieg des spanischen Weinbaus bis in die 1980er Jahre. Erst eine neue Generation von Winzern startete in den 1980er und 1990er Jahren eine Qualitätsoffensive. Die Öffnung der Grenzen und der Beitritt zur EU sorgten schlussendlich dafür, dass Spanien zu einem der dynamischsten Weinländer der Welt wurde.
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